Laden im Quartier
in St. Gallen
Die Stadt St. Gallen macht zum Laden im Quartier ein Pilotprojekt an drei Standorten. In diesem Post zeigen wir, was unter Laden im Quartier verstanden wird und geben Tipps, wie E-Ladestationen im Quartier umgesetzt werden können.
Nicht jeder hat die Möglichkeit, sein Auto zu Hause zu laden. Besonders in Städten verfügen viele über keinen eigenen Stellplatz, der oder die Eigentümer lehnen den Einbau einer Ladestation ab oder die Kosten und der Aufwand lohnen sich nicht. In solchen Situationen bieten öffentliche Ladestationen in Wohnquartieren eine gute Alternative. Hier können E-Autos gleichzeitig parkiert und aufgeladen werden.
Was heisst “Laden im Quartier”?
“Laden im Quartier” hat sich in der Schweiz als Begriff für Ladestationen auf öffentlichen Parkplätzen, vornehmlich in Wohngebieten etabliert. In der Regel installiert der lokale Energieversorger AC-Ladestationen auf Parkplätzen in der blauen Zone. Die Zielgruppen sind in erster Linie die Anwohner. Da es sich aber um Ladestationen auf öffentlichem Grund handelt, können auch Besucher die Ladeinfrastruktur nutzen.
Mit eCarUp habe ich unser Ziel von der eigenen Preisgestaltung erreicht, und das war mir ein Hauptanliegen in dem Projekt. Wir haben die Tarife in der Hand und bin sicher, dass unser Beispiel Schule machen wird.
Anschlüsse in der blauen Zone ermöglichen Umstieg
Auch zukünftig wird der Autoverkehr Teil der urbanen Mobilität bleiben, allerdings muss dieser klimafreundlicher werden. E-Mobilität ist derzeit das Energiekonzept, auf das gesetzt wird, um die negativen Auswirkungen des Automobilverkehrs zu reduzieren. Die Herausforderung besteht darin, die Infrastruktur dementsprechend anzupassen.
In St. Gallen wird die Elektrifizierung des Verkehrs pro-aktiv angegangen. “Aus unserer Sicht ist klar, dass eine Ladestation zuerst stehen muss, um weitere Personen aus der Bevölkerung auf einen Umstieg zu einem E-Auto zu motivieren.”, so Vera Tettamanti, Projektleiterin Laden im Quartier bei den St. Galler Stadtwerken (sgsw). Wie in vielen Städten lebt ein erheblicher Teil der Bevölkerung in Gebäuden ohne privaten Autoabstellplatz. Diese Anwohner parkieren hauptsächlich in der Erweiterten Blauen Zone und haben nicht die Möglichkeit, an privaten Ladestationen zu laden. Ladestationen in der blauen Zonen ermöglichen es also vielen Menschen erst, auf E-Autos umzusteigen.
E-Ladestationen im Quartier in St. Gallen
Standortsuche
Deshalb hat die Stadt St. Gallen das Pilotprojekt «E-Ladestationen im Quartier» lanciert. In einem internen Evaluationsverfahren hat die Stadtverwaltung sieben für das Pilotprojekt geeignete Standorte ermittelt. Um die definitiven drei Standorte festzulegen, wurden Anwohnende in einem definierten Umkreis dieser sieben Standorte direkt angeschrieben. Sie konnten online ihr Bedürfnis für eine E-Ladestation anmelden. Insgesamt gingen 118 Rückmeldungen ein. Nach einer Analyse wurden die drei meistgenannten Standorte definiert.
Testen der Ladestationen
Die sgsw nahm die drei Standorte im Juli 2022 in Betrieb. Dabei wurden pro Standort jeweils zwei Ladepunkte mit einer Ladeleistung von je 11kW installiert. Pico, easee und Zaptec Ladestationen kamen zum Einsatz. “Da es sich um ein Pilotprojekt handelt, nutzen wir die Möglichkeit, die verschiedenen Stationen im öffentlichen Raum auszutesten.“, so Vera Tettamanti.
Auf den speziell signalisierten Parkplätzen mit Ladestationen darf das Fahrzeug nur während des Ladevorgangs abgestellt werden, danach nicht mehr. Es muss Strom fliessen, um auf dem Ladeplatz stehen zu dürfen. Es reicht also nicht, das Auto nur einzustecken. Hierzu musste die Rechtsgrundlage geschaffen werden. Mittels einer öffentlichen Auflage, auf welche keine Rekurse eingegangen sind, konnten jeweils zwei Parkplätze innerhalb der Blauen Zone zu zwei Ladeplätzen ummarkiert und entsprechend signalisiert werden. “Es muss aber sicherlich niemand nachts um 4:00 Uhr umparkieren, wenn das Auto voll geladen ist. Wenn hingegen die Ladeplätze unnötig blockiert werden, haben wir nun die Berechtigung, Bussen auszustellen.“, so Vera Tettamanti. Ansonsten gelten die Regelungen für die Erweiterte Blaue Zone.
Abrechnung
Seltene Besucherinnen und Besucher können die Ladestationen zu einem Standardtarif von derzeit CHF 0.45 kWh nutzen. Die Anwohner können hingegen ein Abo für «E-Ladestationen im Quartier» abschliessen, um von günstigeren kWh Preisen von derzeit CHF 0.32 kWh zu profitieren. Das Abo kostet monatlich CHF 10.-. Zusätzlich würde es üblicherweise auch eine einmalige Aktivierungsgebühr von CHF 269.25 mit sich bringen, welche aber im Pilotbetrieb (bis Ende 2022) von der Stadt St. Gallen übernommen wird.
Die Abrechnung erfolgt bei Nutzern ohne Abo per Kreditkarte. Nutzer mit Abo erhalten alle zwei Monate eine Akontorechnung sowie einmal jährlich eine Abrechnung. Kunden der St. Galler Stadtwerke können wählen, ob Sie den Bezug auf ihrer Haushaltsstrom-Rechnung oder auf einer separaten Rechnung abgerechnet haben möchten. “Es ist ein Versuch mittels der Preisgestaltung, die Ladestationen für die Abonnenten möglichst für ihre Nutzung freizuhalten. Gleichzeitig möchten wir aber niemand von der Lademöglichkeit ausschliessen und die Stationen sind deshalb auch für Gäste nutzbar. Ab 1.5 Vollladungen pro Monat lohnt sich das Abo. Mit eCarUp haben wir genau die Lösung gefunden, die wir suchten.”, so Vera Tettamanti.
# Tipp 1: Einbezug aller Anspruchsgruppen
Um möglichst viele Perspektiven abzudecken, sollten alle Beteiligten involviert werden. Das Projektteam von «E-Ladestationen im Quartier» in St. Gallen wurde von Anfang so aufgesetzt, dass alle involvierten Dienststellen im Projektteam vertreten waren. Dies waren das Tiefbauamt, die Stadtpolizei, das Hochbauamt, Stadtgrün, Umwelt und Energie und die St. Galler Stadtwerke. “Das Projektteam war sehr gut aufgestellt und wir erhielten grosse Unterstützung aus dem gesamten Stadtrat. Das hat uns so viel Schwung verliehen, dass die Arbeit am Pilotprojekt eine grosse Freude war.”, so Vera Tettamanti.
# Tipp 2: Austauschplattformen nutzen
Es lohnt sich, von den Erfahrungen anderer zu lernen. “Wir durften von den Erfahrungen aus Bern und Basel stark profitieren. Es gibt eine Austauschgruppe zur E-Mobilität im öffentlichen Raum. Dabei sind die Städte Zürich, Bern, Basel, Genf, St. Gallen und das Bundesamt für Energie vertreten. Dank dieser Erfahrung konnten wir einige Herausforderungen von Anfang so lösen, dass es gar nicht erst zu Schwierigkeiten kam.”
# Tipp 3: Verantwortlichkeiten klären
Die Finanzierung und vor allem der Betrieb muss vorderhand geklärt werden. “Die Stationen des Pilotprojektes gehören den St. Galler Stadtwerken, welche auch die Betreiberin ist. Finanziert wurde das Pilotprojekt sowohl durch die sgsw als auch die Dienststelle “Umwelt und Energie” der Stadt. St.Gallen.” Wie ein grösserer Ausbau finanziert werden könnte, sei noch in Prüfung. Klar sei dabei, dass die sgsw die Betreiberin bleibe. Damit verantwortet die sgsw beispielsweise auch die Wartung des Ladestationen und sorgt dafür, dass die Ladestationen funktionstüchtig bleiben.
# Tipp 4: Abrechnung
Die Abrechnung der Ladestationen ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. “Es war dem Projektteam wichtig, dass die sgsw die Gestaltung des kWh Preises selbst in der Hand hält und gleichzeitig zwei differenzierte Dienstleistung anbieten kann – mit Abo und ohne Abo.“ Die Abrechnung von E-Ladestationen erfordert neue Prozesse und kann je nach Anforderung unterschiedlich komplex ausfallen.
# Tipp 5: Rechtsgrundlage schaffen
Ob nur während des Ladens oder auch darüber hinaus an Ladesäulen geparkt werden darf, muss im Vorfeld genau geklärt werden und in einer Rechtsgrundlage festgehalten werden. Denn, was genau bedeutet „Ladevorgang“? Muss erkennbar Strom fliessen, oder reicht es, wenn das Kabel gesteckt ist? In St. Gallen wurde dies im Vorfeld geklärt, sodass es während des Betriebs zu keinen Unklarheiten kommen kann.
# Tipp 6: Nutzerfreundlichkeit
Die Nutzerfreundlichkeit muss stets im Fokus stehen. Bei der Parkplatzbelegung sieht Vera Tettamanti noch Luft nach oben. “Als Benutzer möchte ich online sehen, ob der Parkplatz frei ist oder nicht. Der Nutzen, auf den entsprechenden Apps zu sehen, ob Strom fliesst oder nicht, ist beschränkt. Der Parkplatz kann in diesem Fall frei sein, oder aber belegt durch ein Verbrenner- oder E-Fahrzeug, das nicht am Laden ist. Wir bauen aktuell gerade noch Bodensensoren in den Belag ein. Der Belegungsstatus wird auf unserer Homepage ersichtlich sein.“ Eine kontinuierliche Verbesserung des Ladeerlebnisses vermeidet Frust an den Ladesäulen.
Laden im Quartier ist ein wichtiger Baustein bei der Elektrifizierung des Verkehrs
Eine umweltfreundliche Mobilität wird nur dann Wirklichkeit, wenn sie emissionsfrei wird. Die Stadt St. Gallen legt dafür die Grundlagen. “Laden im Quartier hat grosses Potenzial. Die Automobilindustrie hat sich zum Verbrenner Auto Ausstieg mehrheitlich bekannt. Wenn ab 2035 keine Verbrenner Neuwagen hergestellt werden, dann müssen wir uns jetzt bewegen. Wir sind überzeugt, dass die Auslastung der E-Ladestationen in den nächsten zwei Jahren stark ansteigen wird. “, sagt Vera Tettamanti. Städtische Energieversorger wie die sgsw sind prädestiniert, im öffentlichen Raum privatrechtlich betriebene Ladeinfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Dies ist insbesondere in Stadtquartieren erforderlich, die dicht bebaut sind und in denen keine Möglichkeit besteht, im privaten Bereich Ladestationen zu errichten.
Interesse geweckt?
Wir unterstützen Energieversorger bei der Umsetzung von Laden im Quartier Projekten. Kontaktiere uns für mehr Infos!
Schick uns deine Nachricht
Dieses Formular ist durch reCAPTCHA geschützt. Es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google.